Erlen-Kapelle und Riffig-Kapelle

Erlen-Kapelle

Innerhalb des Pfarreigebiets Bruder Klaus liegen zwei Kapellen. Die eine - die Erlen-Kapelle - liegt an der Verbindungsstrasse zwischen Sprengi und Emmenberg an der Erlenstrasse, in unmittelbarer Nähe des Schulzentrums Erlen.

 

Die Kapelle stammt aus dem Jahr 1630 und ist der Heiligen Kümmernis (Gedenktag am 20. Juli) geweiht. In der Kapelle findet der einsame Wanderer, die Familie aus dem Quartier und alle, die mit ihrem Leben vor Gott treten wollen, Stille und Einkehr.

 

Leider musste die alte, gesunde Linde dem Verkehr weichen und so müssen die Menschen mit wenig Schatten eines jungen Bäumchens vorlieb nehmen. Die Betreuung der Kapelle liegt seit vielen Jahren in den Händen des Quartiervereins Erlen-Neuhof. Mitglieder dieses Vereins haben durch Freiwilligenarbeit auch einfache Sanierungen der Kapelle ermöglicht. Zuletzt wurde der Glockenstuhl saniert und eine neue Glocke aufgehängt. Einmal jährlich lädt der Quartierverein zum traditionellen Gottesdienst bei der Erlen-Kapelle ein.

Heilige Kümmernis

Gemäss Heiligenlegende war Wilgefortis (Althochdeutsch für «starker Wille») im frühen 2. Jahrhundert eine schöne und tugendhafte Königstochter aus Lusitanien, dem heutigen Portugal (andere Versionen sprechen von Northhumbrien oder Sizilien). Ihr Vater wollte sie mit einem heidnischen Prinzen vermählen, worauf sie Gott bat, sie körperlich so zu entstellen, dass die Männer von ihr ablassen würden.

Doch der König war über seine nunmehr bärtige Tochter so erzürnt, dass er sie kreuzigen liess, damit sie Christus mehr gleiche. Drei Tage lang habe Wilgefortis aber noch vom Kreuz herab gepredigt und dabei viele Menschen für den christlichen Glauben gewonnen, darunter auch ihren Vater. Der liess sie nun aus Busse in kostbare Kleider hüllen und ihr eine Kapelle errichten.

In Südeuropa, namentlich in Italien, entwickelte sich im Hochmittelalter eine ikonografische Strömung, den gekreuzigten Christus weniger als Leidenden zu zeigen als vielmehr als verklärten Sieger, der über den Tod triumphiert. Dargestellt wurde er gekrönt, in prächtigen Gewändern und in aufrechter, eher entspannter Körperhaltung.

 

Die populärste Christus-Darstellung dieser Art ist der "Volto Santo" ("Heiliges Antlitz"), ein hölzernes Kruzifix in der Kathedrale von Lucca. Das Gnadenbild des Volto Santo wurde zu einem der wichtigsten Pilgerziele des Mittelalters. Entsprechend verbreitete sich dieser Bildtyp in weiten Teilen Europas. Gut möglich, dass in der mystisch überhitzten Atmosphäre des Spätmittelalters der unbekannte Typus legendär umgewidmet wurde in eine weibliche Miterlöserin.

Wilgefortis wird als Heilige verehrt, die die Nöte und Sorgen aller auf sich nimmt, die sich um alles kümmert. Im deutschsprachigen Raum wird daraus ab etwa 1470 die "heilige Kümmernis". Etwa 1’000 schriftliche und bildliche Zeugnisse aus der Zeit bis 1850 bezeugen ihre Beliebtheit.

 

Die Amtskirche hat den volksfrommen Kult um die Kümmernis nie offiziell anerkannt, auch wenn Wilgefortis im späten 16. Jahrhundert vorübergehend auf Märtyrerlisten auftauchte. Mit der Aufklärung ging die Verehrung der heiligen Kümmernis stark zurück. Doch immerhin schaffte sie es 1815 noch in die grosse Märchensammlung der Gebrüder Grimm.

Riffig-Kapelle

An der Neuenkirchstrasse, unweit des Riffigwaldes, steht die zweite Kapelle auf dem Pfarreigebiet Bruder Klaus. Die kleine Kapelle stammt aus dem Jahre 1584. Sie wurde im 18. Jahrhundert neu gebaut. Im Inneren sind Barockfiguren des Heiligen Jakobus, der Heiligen Barbara und Maria zu finden.

 

Die Kapelle diente den Reisenden, die auf der früheren Gotthard- respektive Baselstrasse (bis 1841) unterwegs waren, zur stillen Einkehr und als Ort des Dankes für den gut überstandenen Gang durch den dichten, von Wegelagerern besetzten Riffigwald.

Fotos: L. Scherer

Erlen-Kapelle

 

Riffig-Kapelle