Pfarrkirche Bruder Klaus

Architektur

Unscheinbar, zurückhaltend, geprägt von einem rhythmisch gefalteten Betondach, weich eigebettet ins Wohnquartier. So präsentiert sich die Bruder Klaus-Kirche. Die wahre Grösse des Baus erschliesst sie uns erst, wenn wir den gewaltigen, schlichten Raum betreten. Die rohe Betondecke überspannt stützenfrei die gesamte Fläche. Schuppenartig aneinandergereihte Betonelemente umschliessen den Raum. Aber nicht die Schwere des Betons, sondern die Leichtigkeit der Fensteröffnungen zwischen Wand und Decke und die Lichtbänder innerhalb der Dachkonstruktion prägen das Gefühl einer lichtdurchfluteten Grosszügigkeit.

 

Um dieses Bauwerk zu verstehen, müssen wir uns in die Zeit der Planung Ende der 1960er Jahre zurückversetzen. Die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Die technischen Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. Die individuelle Mobilität und das Gefühl einer neuen Freiheit prägen das Denken der Menschen und beeinflussten die Architektur. Die Bautechnik entwickelte sich rasant, die Menschen strebten nach Offenheit und Veränderung. So schrieb Architekt Hans Zwimpfer 1969 in seinen Überlegungen zum Bau, dass die Dynamik der industriellen Zeitepoche und die unaufhaltsame Entwicklung ihn dazu bewogen haben, sich um eine möglichst offene Baustruktur zu bemühen, die durch Anpassungen auch künftigen Anforderungen gerecht wird.

Welche Gedanken genau hinter dem Entwurf von Hans Zwimpfer gestanden sind, hat er uns leider nicht mitgeteilt. Vielleicht wollte er der beeindruckenden Bergkette etwas entgegensetzen, die damals vom Kirchenvorplatz aus sichtbar war. Zur Einweihung schrieb der Präsident des Kirchenrats: Die Kirche ist kein Prunkwerk, kein Betonbunker, kein Denkmal grossartiger Baukunst, sondern ein schlichtes Zeichen des Glaubens.

 

Schlichter, schützender Raum im Verbund mit der Aussenwelt

So ist es auch zu verstehen, dass sowohl im Inneren der modernen Kirche wie im Aussenraum fast gänzlich auf Schmuck verzichtet wurde. Obwohl Hans Zwimpfer in seiner Zeit als bekannter Architekt den Ausdruck ‚Kunst am Bau‘ durch ‚Kunst und Architektur‘ ersetzt hat, finden wir kein Bild, kaum Skulpturen oder andere Zeichen des christlichen Glaubens am Bauwerk. Dieser Verzicht wird mit der Eleganz der Struktur wettgemacht. Der rhythmische Anstieg der Dachform wird untermalt durch die Fenster, die als filigrane Lichtbänder die Wände von den Decken trennen und den ganzen Raum spannungsvoll belichten. Die verglasten Zugänge zum Raum sind exakt gewählt. Sie trennen die Wandscheiben und verbinden die Lichtbänder. Sie geben so den Menschen im Raum das Gefühl, geschützt und gleichzeitig mit dem Aussenraum verbunden zu sein.

 

Trotzdem ist es schwierig, den Grundriss der Kirche zu erfassen. Die Sakristei und andere Flächen sind so in den Raum integriert, dass diese nicht in Erscheinung treten. Bei genauerer Betrachtung erkennt man aber, dass sich der schlichte Altar in der Mitte des Raums befindet. Er ist als Granitfläche nur leicht vom Kirchenraum abgesetzt. Der Priester steht in der Bruder Klaus-Kirche nicht in Opposition zur Gemeinde, sondern auf Augenhöhe mitten im Raum.

Mit dem Entwurf wollte der Architekt seine Arbeit nicht ins Zentrum stellen. Er wollte ein Gebäude schaffen, das sich in die Umgebung integriert. Ein wandelbares Gebäude sollte es sein, das Menschen inspiriert und auch künftigen Generationen die Möglichkeit gibt, den Raum zu nutzen und zu verändern.

 

Autor: Thomas Barbana, Architekt

 

Vorlage des Projekts und Bau: 1969-1971
Grundsteinlegung: 23. Mai 1970 durch Bischof Dr. Anton Hänggi
Einweihung: 5. Dezember 1971
Architekt: Hans Zwimpfer (1930 bis 2017)
Schenkung Bauplatz: Von Moos Eisenwerke

Baukommission: eingesetzt am 8. Juni 1965

 

Weiterführende Information:
Architekturbibliothek

 

 

Orgel

Als die Kirchgemeinde Emmen 1971 das Pfarreizentrum Bruder Klaus erstellte, baute man, dem Geist der Zeit verpflichtet, anstelle einer herkömmlichen Pfeifenorgel ein elektronisches Instrument, ein Elektronium ein. Rund ein Jahrzehnt nach Inbetriebnahme gab es oft Schwierigkeiten technischer Art. In zunehmenden Mass wurde der Wunsch nach einer echten Orgel spürbar. 1990 war es dann endlich soweit: Die neue Orgel von J. Füglister von Grimisut ob Sitten war spielbereit und wurde am 23. September 1990 feierlich eingeweiht.

 

Broschüre Die Orgel in der Kirche Bruder Klaus Riffig, Emmenbrücke